Wenn ich ein Buch über „wie saniere ich ein Unternehmen“ hätte schreiben sollen, hätte ich als Titel wahrscheinlich „Wo Rauch ist, ist Feuer“ gewählt. Immer, wenn mir ein Problem im Unternehmen aufgefallen ist, war es so: Beim „tiefer Graben“ wurde schnell klar, dass man zuvor nur die Spitze des Eisberges gesehen hat. Meistens wurden noch viel größere Probleme sichtbar.
Wenn eines unserer Unternehmen große Probleme hatte, das Ergebnisziel zu erreichen, plötzlich einen kleinen Verlust gemeldet hat oder das Ziel nur knapp erreicht hat, war die tatsächliche Zielabweichung / Verlust oftmals noch erheblich höher. Ebenso reagieren Börsen auf plötzliche Gewinnwarnungen sehr empfindlich, auch wenn die angekündigte negative Abweichung vergleichsweise gering aussieht. Unter der Oberfläche ist es oftmals noch viel schlimmer. Um das zu vertuschen, wird in solchen Unternehmen / Abteilungen aus Angst um den Job oder sein Image getrickst und geschönt.
Schöne Beispiele liefert immer wieder die Wirtschaftspresse: Zu Beginn ist lediglich eine kleine Notiz über Schwierigkeiten zu lesen. Anschließend wächst es sich dann Schritt für Schritt zu einer gewaltigen Katastrophe aus.
Fazit: Eine gesunde Portion Skepsis ist in vielen Fällen dieser Art angebracht. Selten habe ich die Redensart „Wo Rauch ist, ist Feuer“ so bestätigt gefunden wie in der Management Praxis. Dabei zeigte sich:
„Nicht jene, die streiten sind zu fürchten, sondern jene, die ausweichen.“ (Marie von Ebner-Eschenbach)
Umgekehrt gilt:
„Wenn Du einen Riesen siehst, prüfe erst am Sonnenstand, ob es sich nicht bloß um den Schatten eines Zwerges handelt.“ (Chinesische Weisheit)
Auch wenn es noch so übel ist, was ans Licht kommt, in jedem Falle gilt es, die Karten offen auf den Tisch zu legen und bekannt zu machen, was und wie groß die Probleme im einzelnen sind. Nur dann gibt es eine Chance auf nachhaltige Lösungen. Extrem aber treffend beschreibt es Schiller:
„Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit, und neues Leben blüht aus den Ruinen.“ (Schiller, Wilhelm Tell)